Aufruf: Unterstützt die 9 Angeklagten in der „Affäre von Tarnac“!

Vom 15. bis 25. Januar sollen „Unterstützungstage“ stattfinden. 10 Aktionstage gegen Antiterrorgesetze im Januar.
Die sogennannte „Affäre von Tarnac“ hat auch etwas Vorteilhaftes gehabt, nämlich stellt sie der Öffentlichkeit die Frage wie weit „Antiterrorgesetze“ gehen dürfen.
Wir haben die tatsächlichen Absichten eines Staates gesehen, der neue Gesetze schafft und diese Gesetze auch anwendet, gleichzeitig sehen wir einen Staat der sich im Inland Feinde suchen und definieren muß um sich so die Herrschaft zu sichern.
In dieser „Affäre“ sind 9 Aktivist_innen die wegen „Sabotage an Bahnoberleitungen mit Hakenkrallen“ angeklagt. In der Anklageerhebung werden sie als „kriminelle Vereinigung“, die das Ziel verfolgt „terroristische Taten“ durchführen zu wollen, beschrieben. 2 Aktivist_innen befinden sich immer noch im Gefängnis.

Was in der Vergangenheit passierte…
Die Polizeiaktion in den Morgenstunden des 11. November 2008 glich mehr einer militärischen als einer polizeilichen Aktion, die Verdächtigen wurden in ihren Betten mit vorgehaltenen Waffen von einer Sondereinheit der Polizei geweckt. Die Medien, die vorab von dem Polizeieinsatz informiert wurden und zeitgleich mit der Polizei eintrafen, hatten sich in diesem Augenblick schon gefreut verkünden zu können das „ als gefährlich eingestufte Terroristen“ festgenommen wurden. 4 Tage wurden die Festgenommenen ohne irgendwelche Beweise im Polizeigewahrsam festgehalten. Die Medienmeldungen werden bald wieder vergessen sein, aber die Androhungen gegen die Angeklagten bleiben. Gemeint sind wir alle, die „gefährliche“ Bücher schreiben oder lesen, sich das denken nicht verbieten lassen, die sich die Herrschende Ordnung nicht gefallen lassen, sich dagegen wehren und die Fehler suchen und aufzeigen wollen. Wir können uns ein Leben in dieser Welt, ohne zu kämpfen, nicht vorstellen.

Wir sind nun offiziell Terroristen
Es gibt etwas wichtiges zu verstehen, nämlich dass die „Affäre von Tarnac“ kein Justizirrtum ist. Es veranschaulicht uns, nicht das erste mal, aber wie schon lange nicht mehr so unverhohlen, wie die „Antiterrorgesetze“ jetzt benutzt werden. Wir leben in einer Zeit wo die Ausnahme zur Regel geworden ist.
In Frankreich und einigen anderen Ländern haben sich Unterstützer_innengruppen für die Angeklagten gegründet. Es ist wichtig das gerade über die Festtage die Betroffenen und die Vorgänge nicht vergessen werden. Wir werden an 10 Tagen, vom 15. Januar bis zum 25. Januar, viele Unterstützungsaktionen wie Konzerte, Diskussionen, Projektionen und Aktionen durchführen um die Ereignisse im Gedächtnis zu behalten. Wir wollen auch das die Anklagen gegen unsere Freund_innen und Genoss_innen neu verhandelt werden und die sich noch im Gefängnis befindenden sofort entlassen werden.
Die vom Innenministerium initiierte Medienhetze gegen die Angeklagten muss sich gegen die Verantwortlichen richten die die politische Aktion zu kriminalisieren versuchen.
Aus diesem Grund findet am 31. Januar eine große Demonstration in Paris statt. Für diese Demo soll an den Unterstützungstagen mobilisiert und vorbereitet werden. Die anstehenden Prozesse werden viel Geld kosten, deshalb ist es wichtig wenn ein wenig Geld bei den Aktionstagen gesammelt und gespendet werden wird. Der Erfolg dieser Tage hängt davon ab wie viele Menschen wir mobilisieren können um die Betroffenen zu unterstützen.

Mehr als Hilfe brauchen wir Initiative.
Werdet selber aktiv und unterstützt die Betroffenen mit Aktionen in eurer Stadt. Die bestehenden Unterstützer_innengruppen sind nicht zentral organisiert und verfügen über kein Büro. Die Unterstützer_innen organisieren sich in ihren Zusammenhängen und Netzwerken.

Das heißt:
Gründet selber Unterstützer_innen Gruppen und macht in eurer Stadt Aktionen damit sich die Informationen weitmöglichst verbreitet. Benachrichtigt andere Gruppen mit denen ihr zusammen arbeitet schickt uns eure Termine von Aktionen, Diskussionen und Veranstaltungen. Wir werden sie auf unserer Webseite veröffentlichen. Wir können euch auch Informationsmaterial zukommen lassen für Info- Tische und andere Veranstaltungen. Wenn ihr eine Band oder Künstler_Innen seid und die Betroffenen unterstützen möchtet und/ oder Veranstaltungsorte sucht, könnt ihr uns auch kontaktieren wir werden versuchen euch dann weiterzuhelfen. Wenn ihr als organisierte Gruppe oder über Räume verfügt die Infrastruktur zur Verfügung stellen könnte dann meldet euch bitte auch.
Es bleibt nicht viel Zeit um den Widerstand zu organisieren, aber es ist wichtig, die Angeklagten mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen.

„Sabotons l’antiterrorisme!“ „Sabotiert den Antiterrorismus!“

Neues aus der Taïga 27.12.2008 (Update)

Nach der gestrigen Entscheidung der Untersuchungsrichter muß Julien wie auch Yldune vorerst im Knast bleiben. Die Entscheidung wurde unter anderem damit begründet, dass er nicht die dafür erforderlichen "Garantien" vorweisen könne. Julien hat anscheindend alle Vorwürfe bestritten. Sein Vater hat Anschuldigungen gegen Polizei und Justiz erhoben, die Julien erniedrigen wollen. Er mußte sich z.B. auf dem Weg zur Verhandlung mehrmals bis auf die Haut ausziehen und untersuchen lassen.
Im "Journal du Dimanche", das Sarkozy nahe steht, wird ein "leitender Beamter" zitiert der behauptet, im Falle einer Freilassung würden Yldune und Julien "ohne Zweifel" an den Riots in Athen oder Griechenland teilnehmen.
Yldune hat bisher keine weitere Haftprüfung erhalten. Ihr Fall wird erst am 8. Januar behandelt, erklärten die Richter. Die Anwälte hatten diese Prüfung allerdings schon am 9. Dezember beantragt. Ihr Vater erklärte dass sie sehr schlecht schläft und alle 2 Stunden aufwacht: "Wenn es keinen Respekt vor der Unschuldsvermutung gibt, gibt es auch keinen Respekt der Persönlichkeit".
Währenddessen bleiben 6 AktivistInnen, die bei Protesten am 12. Dezember vor der griechischen Botschaft in Paris teilgenommen hatten, weiter in Haft. [Sorry, das war eine Falschmeldung bzw. -übersetzung. Die 6 sind raus, dürfen aber bis zum Prozeß keinen Kontakt haben und sind mit Betretungsverboten von Teilen der Stadt belegt. Eine Petition fordert die Anklage fallenzulassen; die Setzerin]. Ihr Fall wird am 19. Januar verhandelt. Französische Gruppen haben eine Petition für ihre Freilassung verabschiedet, die auch von der PCF und LCR unterschrieben wurde. Die 6 riskieren bis zu 5 Jahren Haft.
Die Soligruppe aus Tarnac "11. November Komitee" hat für den 15. bis 25. Januar zu internationalen Aktionen und Widerstand gegen die Repression der Tarnac9 aufgerufen.

„Von Berlin nach Madrid, von London nach Tarnac“

Ein Aufruf aus Griechenland zur internationalen Solidarität
Eine Bande an Politikern und Jornalisten schwärmen herum und versuchen sich unsere Bewegung zu nutze zu machen und ihr ihre eigne Rationalität aufzudrängen. Sie sagen, dass wir rebellieren, weil unsere Regierung korrupt ist oder weil wir mehr Geld und mehr Arbeit von ihr bekommen wollen. Falsch. Continue reading „„Von Berlin nach Madrid, von London nach Tarnac““

Julien bleibt drin!

Nach der heutigen Gerichtsentscheidung bleibt Julien weiterhin im Knast. Schreibt ihm und Yldune! Die Adressen beider findet ihr unter "Support". Weitere Informationen folgen…

Paris: Antrag auf Freilassung von Julien Coupat am 26. Dezember, 9 Uhr

Am Freitag, den 26. Dezember 2008 um 9 Uhr wird Julien Coupat vor dem Appellationsgericht seinen Antrag auf Freilassung verhandeln. Laßt ihn uns zahlreich unterstützen! Vor dem Gericht, Treppe A im Justizgebäude von Paris (m ° Cité)

Dienstag, 23. Dezember:
Pressemitteilung des Solidaritätskomitee 11. November

Die Kleinlichkeit der Macht ist keine große Überraschung. Sichtbar in Frankreich, wenn ein Haftrichter die Freilassung anordnet, reicht das nicht aus um aus dem Gefängnis herauszukommen. Dieser Fall zeigt, dass wenn der Anti-Terrorismus greift macht er durch das Eröffnen von immer neuen Ausnahme-Verfahren was ihm gefällt. Zwei Personen sind in dieser Angelegenheit noch im Gefängnis, und am Freitag wird Julien seinen Anruf auf Freilassung vor Gericht vertreten. Continue reading „Paris: Antrag auf Freilassung von Julien Coupat am 26. Dezember, 9 Uhr“

SNCF-Sabotagen: Julien Coupat bleibt im Gefängnis

Laut den Richtern ist das Dringlichkeitsverfahren, das die weitere Inhaftierung des mutmasslichen Chefs der "unischtbaren Zelle", der der Sabotage an Bahnstrecken verdächtigt wird, gerechtfertigt. Coupat beantragt erneut seine Freilassung am Freitag.

Der als zentrale Figur der "unsichtbaren Zelle" präsentierte Julien Coupat wurde am Dienstag auf eine richterliche Entscheidung des Berufungsgerichts im Gefängnis behalten. Die Verordnung, die die Entlassung, welche am Freitag vor einem Haftrichter ausgesprochen wurden, aufgehoben hat, weist auf die noch durchzuführenden Prüfungen im Rahmen der Ermittlungen und der Bewahrung der öffentlichen Ordnung hin. Julien Coupat fordert erneut seine Freilassung, wenn am Freitag sein Fall vor dem Untersuchungsgericht geprüft wird. Continue reading „SNCF-Sabotagen: Julien Coupat bleibt im Gefängnis“

Neues aus der Taïga 23.12.2008

Yldune und Julien bleiben im Knast

Zwar hatte der Haftrichter dem Antrag von Juliens Anwältin Irène Terrel stattgegeben und seine Freilassung angeordnet. Allerdings war die Staatsanwaltschaft erfolgreich mit der Forderung, die Untersuchungskammer des Appellationsgerichts anzurufen. Drei Richter entschieden heute dass Julien "Weihnachten im Gefängnis" verbringt, wie viele französische Zeitungen schlagzeilen. Juliens Vater wehrte sich heftig gegen die Anordnung und fordert ein Ende der "Maskerade".
Kommenden Freitag berät die Kammer erneut, diesmal mit weiteren zugezogenen Akten.
Gestern war auch Yldune mit einem Antrag auf Freilassung gescheitert. Ihr Antrag ist noch nicht von der Untersuchungskammer behandelt worden. Sie bekam inzwischen Besuch von ihrem Vater.

Für Freitagmorgen hat Anwältin Terrel eine Erklärung von Julien angekündigt. Sie begründete die Forderung nach Haftentlassung heute unter anderem damit, dass Julien "Garantien" wie einen festen Wohnsitz vorweisen kann und die Vorwürfe ohnehin haltlos sind. Am 12. Dezember hatte er bereits über seine Anwältin kommuniziert, dass er mit den Vorwürfen nichts zu tun hätte, berichtet Le Monde ("totalement étranger à cette affaire"). Alle größeren Medien haben heute über die Entscheidung berichtet. In der französischen Öffentlichkeit wird weiter heftig diskutiert, ob die Hakenkrallen-Anschläge überhaupt als "Terrorismus" zu werten sind.

Interview mit Benjamin über die Durchsuchung und Verhaftung

Autonome Anarchisten, eine Erfindung der Staatsanwaltschaft

Benjamin Rosoux, 30 Jahre, ist einer der am 2. Dezember aus der Untersuchungshaft Freigelassenen im Rahmen der Ermittlungen zur Sabotage auf die Strecken der SNCF. Er erzählt, wie Kriminalbeamte und Polizisten am 11. November gegen 6 Uhr morgens im so genannten Goutailloux, in der Nähe von Tarnac (Corrèze) aufkreuzen und ihn für 4 Tage in Polizeigewahrsam und zwei Wochen in Untersuchungshaft nach Paris bringen.

Die Aussage eines Beschuldigten, der außerdem den Behauptungen widerspricht, in einer, mit dem Verweis auf Terrorismus begründeten, rücksichtslosen Untersuchung. Continue reading „Interview mit Benjamin über die Durchsuchung und Verhaftung“

Spekulationen über Haftentlassung

In Frankreich wird über die Haftentlassung von Julien und Yldune spekuliert.
Während der Haftrichter ein entsprechendes Dokument bereits unterzeichnet hat, fordert die Staatsanwaltschaft nun „Sicherheitsverwahrung“.
Wir dokumentieren dazu an dieser Stelle einen Artikel von „Le Parisien“, der allerdings erneut in einem für französische Medien typischen Tonfall von Julien als „Chef“ der „Tarnac-Gruppe“ spricht. Continue reading „Spekulationen über Haftentlassung“

Adressen der Gefangenen

Hier nun endlich die Adresse von Yldune:

Maison d’arret des femmes
Yildune Levy N° 369 772
6, avenue des Peupliers
F-91700 Fleury Mérogis

Auch Julien freut sich weiterhin über Post:

Julien Coupat
N° d’écrou 290173
42 rue de la santé
F-75014 Paris

Solidarität ist eine Waffe!