Heute: Das LKA durchsucht die Wohnung einer Zeugin und durchsucht sie doch nicht
Was bisher geschah: November 2008 | Castorsaison | abrupte Zugstillstände in Frankreich und Deutschland | spektakuläre Festnahmen unter Terrorverdacht in Frankreich | exorbitantes Medienhalligalli | PolitikerInnen versuchen die Gefährdung ihrer Position im sich abzeichnenden sozialen Krieg als Gefährdung aller Welt durch die anarcho-autonome Bewegung darzustellen – umstürzlerische Absichten, gefährliche Bücher | wenige fürchten sich – statt dessen enden Gewerkschaftsdemos in Strassenschlachten, Bosse werden genappt | im Juni wird der letzte der Inhaftierten unter strengen Auflagen rausgelassen | Fallen Sarkozy die Zähne aus?
Der nächste Akt im Schauspiel amtlicher Tristesse wird in Deutschland angesetzt. In Berlin und Hamburg flattern ZeugInnenvorladungen ins Haus.
de.indymedia.org/2009/07/255507.shtml
de.indymedia.org/2009/07/255811.shtml
Für den 16. Juli 2009 wünschen sich die französischen ErmittlerInnen mit Autonomen zu sprechen. Offenbar ein Herzenswunsch, der nicht warten kann. Bereits am Abend des 7. Juli stehen 8 BeamtInnen der Berliner Polizei vor der Wohnung unserer Freundin und tragen mit sich mit dem Gedanken diese zu durchsuchen. Sie sollen Schriftproben von ihr erbeuten, um sie mit einem Brief zu vergleichen, der bei einem der in Frankreich Beschuldigten gefunden wurde und den – so vermuten sie und wollen sie beweisen – ihr Name schmückt.
Wir müssen euch an dieser Stelle enttäuschen: In diesem Brief stehen weder die langersehnten magischen Worte, mit deren Hilfe es gelingen könnte, die Herrschenden ohne Blutvergießen aus dem Sattel zu heben, noch ein flammender Aufruf dazu, es gleich morgen früh mit Blutvergießen zu tun. Es ist ein Brief, der von der Freude zeugt, in anderen Ecken der Welt auf GefährtInnen zu treffen, Inspirationen und Ideen auszutauschen, sich in realitätsgetränktem Sehnen ein »love & peace & petrolbombs« zuzurufen. Ein Brief zwischen GenossInnen eben.
Zurück nach Instanzia: Die Schriftproben wurden an diesem Tag nicht beschlagnahmt, da das Zimmer unserer Freundin nicht gefunden wurde, sie selbst nicht zu Hause war und auch ihre MitbewohnerInnen keinerlei Neigung zeigten, der Staatsmacht helfend zur Hand zu gehen. Super. Gleich im Anschluss bot die Veranstaltung zu Solidarität im mg-Verfahren die Gelegenheit, das Geschehen unmittelbar interessierten Kreisen mitzuteilen.
In der Nachbetrachtung kamen wir zu dem Schluss, dass die Durchsuchung außergewöhnlich soft verlaufen ist. Es hat es sich zumindest in diesem Fall als günstig erwiesen, dass wir uns nicht an den in Politkreisen weit verbreiteten Standard der Namensschildchen an Zimmertüren halten: Weshalb den Cops eine solche Reibungslosigkeit gönnen? Auch KEIN Schildchen zu haben kann verschiedene Umgangsweisen bedeuten, eigentlich erlaubt erst das fehlende Schildchen den selbstbestimmten Umgang in der Situation. Es ist durchaus denkbar, in einer WG zu vereinbaren, dass es völlig ok geht, wenn diejenigen, die nicht in Kauf nehmen wollen oder können, in so eine Durchsuchung hineinzugeraten, das entsprechende Zimmer unmittelbar zeigen. Ein Namensschild ist nicht per se bindender als eine Aussage der MitbewohnerInnen. Das entscheidende ist, sich in der WG darüber zu unterhalten, was passieren sollte bei einer Razzia, wem es wie damit geht. Ohne Schildchen bleibt die Entscheidung bei uns, wann und wie den Bullen was gesagt wird.
Fazit: Falsche Wohnung, nichts beschlagnahmt, alles gut.
So, das wars für heute. Wie´s weitergeht erfahrt ihr live und in Farbe am Donnerstag, den 16. Juli 2009 um 11 Uhr vor der französischen Botschaft.
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