Julien Coupat aus dem Gefängnis entlassen

Julien Coupat, präsentiert als Anführer einer Gruppe, die im Verdacht steht , Ende 2008 Eisenbahnlinien der TGV sabotiert zu haben, hat laut einer nahestehenden Pressequelle am späten Nachmittag des 28. Mai das Gefängnis de la Santé in Paris verlassen, wo er seit mehr als sechs Monaten festgehalten wurde. Ein blauer Peugeot Kombi mit einer Frau am Steuer fuhr in das Gelände der Haftanstalt und verließ es wieder durch einen Ausgang auf der Rückseite mit Julien Coupat im Inneren verborgen, wie außerdem ein Journalist der AFP bestätigte. Um davon abzulenken, hielten kurz danach etwa zehn Befürworter Julien Coupat´s über die Dauer von etwa zwanzig Minuten vor dem Haupteingang Regenschirme geöffnet. Continue reading „Julien Coupat aus dem Gefängnis entlassen“

Einen Blumenstrauß für Michèle Alliot-Marie

28. Mai 18h

Nein, wir sind nicht erleichtert. Nein, die Freilassung von Julien ist kein „Sieg“. Es ist bestenfalls eine Schmach für all diese Unverschämten, die uns angegriffen haben. Für uns ist das nur eine Etappe. In Richtung hin zur Unverschämtheit, für alles und für alle.
Wir werden keinen Blumenstrauß an die Staatsanwaltschaft schicken. Ihre Belästigung wird weitergehen, gegen uns, unsere Freunde, gegen andere.
Die gerichtlichen Kontrollen, die verbotenen Freundschaften, die Überwachungen, der Polizeigewahrsam über 96 Stunden. Was durch diese Affäre an den Tag gekommen ist, ist die Entschlossenheit, die pathetische Entschlossenheit einer senilen Ordnung, die zu allem bereit ist, um alles dem Erdboden gleich zu machen, was ihr widersteht und schon damit rechnet, sie zu überleben. Continue reading „Einen Blumenstrauß für Michèle Alliot-Marie“

Freilassung von Julien. Alles geht weiter.

27. Mai 23h

Die Journalisten kündigen die Freilassung von Julien Coupat an. Im Nu, durch die Milde der Staatsanwaltschaft, die sich dem nicht entgegengestellt hat, dieses Mal. Die verkündet, dass die Haft nicht mehr gerechtfertigt sei. Fiktion eines vernünftigen, gerechten, maßvollen Antiterrorismus. In den Pressenachrichten wird daran erinnert, dass bald Julien´s Geburtstag ist. Als handelte es sich um ein Geschenk. Also soll man erfreut sein, die Champagnerkorken knallen lassen, „Sieg!“ schreien. Continue reading „Freilassung von Julien. Alles geht weiter.“

Julien Coupat: „Die Verlängerung meiner Haft ist eine kleine Rache“

Le monde 25.5.2009

Hier die Antworten auf Fragen, die wir Julien Coupat schriftlich gestellt haben. Gegen ihn wurde am 15. November 2008 ein Verfahren wegen „Terrorismus“ eingeleitet, zugleich mit acht anderen Personen, die in Tarnac (Corrèze) und Paris vorübergehend festgenommen wurden. Er wird verdächtigt, die Oberleitungen der SNCF sabotiert zu haben. Er ist der
letzte, der immer noch inhaftiert ist. (Er hat darum gebeten, bestimmte Worte kursiv zu
setzen).


Wie erleben Sie Ihre Haft?

Sehr gut, danke. Liegestützen, Laufsport, Lesen.

Können Sie uns noch einmal zur Erinnerung die Umstände Ihrer Festnahme
schildern?

Eine Bande von jungen Männern, vermummt und bis an die Zähne bewaffnet, ist durch
einen Einbruch bei uns eingedrungen. Sie haben uns mit Waffen bedroht, uns
Handschellen angelegt, uns abgeführt, nicht ohne vorher alles kurz und klein geschlagen
zu haben. Sie haben uns mit mächtigen Rennwagen abgeholt, die mit mehr als 170
Stundenkilometern im Schnitt die Autobahnen entlang rasten. In ihren Gesprächen
tauchte immer wieder ein gewisser M. Marion auf, (früherer Chef der antiterroristischen
Polizei) dessen männliche Heldentaten sie sehr amüsierten, wie jene, die darin bestand, in
der guten Laune einen seiner Kollegen zu ohrfeigen, schön mitten in einem Umtrunk
anlässlich seines Ausscheidens. Sie haben uns vier Tage lang eingesperrt in einem ihrer
„Volksgefängnisse“ und nervten uns mit Fragen, in denen das Absurde mit dem Obszönen
wetteiferte.

Derjenige, der der Kopf der Aktion zu sein schien, entschuldigte sich vage für den ganzen
Zirkus, und erklärte, dies sei die Schuld der Behörden da oben, wo sich allerlei Leute
tummelten, die es auf uns abgesehen hatten. Heute sind meine Entführer immer noch auf
freiem Fuß. Bestimmte verschiedene neue Fakten bestätigten sogar, dass sie weiterhin
ganz ungestraft ihr Unwesen treiben.

Zu den Sabotagen an den Oberleitungen der SNCF in Frankreich hat man sich
in Deutschland bekannt. Was sagen Sie dazu?


Download: http://tarnac9.noblogs.org/gallery/5188/Julien_Coupat_in_Le_monde.pdf

ABC Berlin: Neue Antiterrorermittlungen in Frankreich – Tod einer Genossin, ein weiterer schwer verletzt

Diesen Beitrag haben wir um den 15. Mai herum geschrieben. Jeden Tag erscheinen neue Artikel in der bürgerlichen Presse und die Geschichte entrollt sich Stück für Stück. Wir werden dieses Ereignis weiterverfolgen, deshalb könnt ihr auf unsere Website schauen, sobald es Updates gibt, werden sie dort bekannt gemacht. Für diejenigen, die französisch sprechen und aufgrund ihres nicht eingesperrt seiens einen Zugang zum Internet haben, empfehlen wir die immer lesenswerte anarchistische Website der Zeitung “Cette Semaine”, cettesemaine.free.fr.

ABC Berlin Continue reading „ABC Berlin: Neue Antiterrorermittlungen in Frankreich – Tod einer Genossin, ein weiterer schwer verletzt“

Die Festnahme von Tessa (vom Unterstützungskomitee Paris)

Am Dienstag, den 5. Mai um 14 Uhr wurde Tessa, eine Genossin, die sehr aktiv ist in einem Unterstützungskomitee, in Paris auf offener Strasse festgenommen. Die Polizei kettete sie am Lenkrad ihres Autos fest und vertrieb die Person, die sie begleitete. Dann fuhren sie mit unserer Genossin davon. Sie wurde zum Büro der SDAT [1] gebracht und dort unter dem Anti-Terrorismus Regime festgehalten (96 Stunden Haft, AnwältIn nach 72 Stunden). Continue reading „Die Festnahme von Tessa (vom Unterstützungskomitee Paris)“

Eine Ordnung zu stürzen

Kollektives Statement der Delegierten von 30 Unterstützungskomitees vom März 2009, Limoges

Der Versuch ist gescheitert. Wir haben keine Angst vor »anarcho-autonomen« TerroristInnen, die internationale Netzwerke knüpfen. Diese Invasion – so brutal und grob – der politischen Polizei bringt uns dazu unsere Bitterkeit in Worte zu kleiden, um unsere Isolation zu verlassen.

Am Tag nach den Verhaftungen sprossen die Unterstützungskomitees wie die Krokusse aus dem Tau. Die Ansteckung verbreitete sich ohne Absprachen oder Machtwort: Konzerte, Debatten, Treffen, abendliche Events… Überall brachte die Unterstützung dutzende, hunderte Leute zusammen. Continue reading „Eine Ordnung zu stürzen“

Hausdurchsuchungen in Frankreich

Im französischen Cognin ist es in der Nacht auf den ersten Mai zu einer schweren Explosion in einer leerstehenden Fabrikhalle gekommen. Eine Person starb, eine weitere wurde schwer verletzt. Die Ursachen sind noch unklar, doch im Laufe der letzten Tage gab es Festnahmen und Razzien in Chambéry in verschiedenen Häusern.

Autonome als Sündenböcke ?

Nach dem tragischen Vorfall erschienen in der Presse Artikel über die Jugendlichen in der Nachbarschaft. Man vermutete auch einen Zusammenhang mit der ansässigen „anarcho-autonomen/libertären Bewegung“. Am 4. Mai durchsuchten dann um 16 Uhr ca. 130 PolizistInnen das besetzte Haus „Les Pilots“ und nehmen 11 Menschen in Gewahrsam. Eine Person wird nach 96 Stunden Gewahrsam in das Pariser Gefängnis „Prison de la Santé“ gebracht. Continue reading „Hausdurchsuchungen in Frankreich“

Broschüre „ÜbeltäterInnen dieser Welt: Vereinigt euch!“

Hallo liebe_r Leser_in

Du hältst hier eine Zusammenstellung von Texten in den Händen in denen es um die aktuellen Terrorismusverfahren in Frankreich geht. Zum einen Handelt es sich dabei um das Konstrukt der sog. "MAAF" der "mouvance anarcho autonome francilien" der insgesamt sechs Menschen angehören sollen. Bei dieser vermeintlich terroristischen Vereinigung handelt es sich um mehrere erst voneinander getrennte Ermittlungsverfahren, die im Januar ’08 begonnen haben und im April zu einem Verfahren zusammengelegt wurden.

Download unter http://media.de.indymedia.org/media/2009/05//249814.pdf (5.5MB)

im Frühtau

Weil wir es satt haben

  • dass die Gewählten Verantwortung für das Klima heucheln, damit aber die fortgesetzte Lizenz zum Gelddrucken – nämlich den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken – meinen,
  • dass Verantwortliche in Industrie und Verwaltung das Wort Sicherheit des Atommülls in den Mund nehmen, obwohl die lebensbedrohliche Atomindustrie eine unermessliche Gefahr für die kommenden Generationen darstellt,
  • dass behauptet wird, ein Endlager Gorleben brächte tausende Jahre sichere Aufbewahrung von Atommüll, obwohl das Versuchsendlager Asse schon nach 40 Jahren einsturzgefährdet ist und der dort lagernde Atommüll das Grundwasser der Region zu verseuchen droht;
  • dass der deutsche Staat innerhalb weniger Tage 500 Milliarden an Bürgschaften zur Rettung des Kapitalismus bereitstellt, während nicht mal ein Rettungspaket gegen den ‚akuten‘ Welthunger finanziert wird;
  • dass Gesetze des Marktes und nationalstaatliche Interessen bestimmen wo Armut herrscht, wo Überfluss; wo gestorben wird und wo gelebt; wo geschlemmt und wo gehungert wird.

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