Julien Coupat: „Die Verlängerung meiner Haft ist eine kleine Rache“

Le monde 25.5.2009

Hier die Antworten auf Fragen, die wir Julien Coupat schriftlich gestellt haben. Gegen ihn wurde am 15. November 2008 ein Verfahren wegen „Terrorismus“ eingeleitet, zugleich mit acht anderen Personen, die in Tarnac (Corrèze) und Paris vorübergehend festgenommen wurden. Er wird verdächtigt, die Oberleitungen der SNCF sabotiert zu haben. Er ist der
letzte, der immer noch inhaftiert ist. (Er hat darum gebeten, bestimmte Worte kursiv zu
setzen).


Wie erleben Sie Ihre Haft?

Sehr gut, danke. Liegestützen, Laufsport, Lesen.

Können Sie uns noch einmal zur Erinnerung die Umstände Ihrer Festnahme
schildern?

Eine Bande von jungen Männern, vermummt und bis an die Zähne bewaffnet, ist durch
einen Einbruch bei uns eingedrungen. Sie haben uns mit Waffen bedroht, uns
Handschellen angelegt, uns abgeführt, nicht ohne vorher alles kurz und klein geschlagen
zu haben. Sie haben uns mit mächtigen Rennwagen abgeholt, die mit mehr als 170
Stundenkilometern im Schnitt die Autobahnen entlang rasten. In ihren Gesprächen
tauchte immer wieder ein gewisser M. Marion auf, (früherer Chef der antiterroristischen
Polizei) dessen männliche Heldentaten sie sehr amüsierten, wie jene, die darin bestand, in
der guten Laune einen seiner Kollegen zu ohrfeigen, schön mitten in einem Umtrunk
anlässlich seines Ausscheidens. Sie haben uns vier Tage lang eingesperrt in einem ihrer
„Volksgefängnisse“ und nervten uns mit Fragen, in denen das Absurde mit dem Obszönen
wetteiferte.

Derjenige, der der Kopf der Aktion zu sein schien, entschuldigte sich vage für den ganzen
Zirkus, und erklärte, dies sei die Schuld der Behörden da oben, wo sich allerlei Leute
tummelten, die es auf uns abgesehen hatten. Heute sind meine Entführer immer noch auf
freiem Fuß. Bestimmte verschiedene neue Fakten bestätigten sogar, dass sie weiterhin
ganz ungestraft ihr Unwesen treiben.

Zu den Sabotagen an den Oberleitungen der SNCF in Frankreich hat man sich
in Deutschland bekannt. Was sagen Sie dazu?


Download: http://tarnac9.noblogs.org/gallery/5188/Julien_Coupat_in_Le_monde.pdf

2 responses to “Julien Coupat: „Die Verlängerung meiner Haft ist eine kleine Rache“”

  1. Julien Coupat: „Die Verlängerung meiner Haft ist eine kleine Rache“
  2. Solidarwin

    Genosse Julien beantwortet die Fragen doch recht schwammig, weicht aus, philosophiert. Das ist zwar für den Le-monde-Leser schön zu lesen, ich würde mir aber etwas mehr Klarheit und damit auch Radikalität wünschen.