Spiegel: Polizei prüft Kontakte zu deutschen Castor-Gegnern

Ermittlungserfolg nach den Anschlägen auf die französische Staatsbahn: Die Polizei hat zehn Verdächtige aus der "anarchistisch-autonomen" Szene festgenommen. Jetzt prüfen die Fahnder, ob es Kontakte zu Castor-Gegnern in Deutschland gab.

Paris – Bei der Anschlagsserie gegen die französische Staatsbahn SNCF gehen die Ermittler einer neuen Spur nach: Nach der Festnahme von zehn Verdächtigen wird nun geprüft, ob es "ideologische Verbindungen" zu Castor-Gegnern in Deutschland gibt. Die festgenommen Täter seien der ultra-linken, "anarchistisch-autonomen" Szene zuzuordnen, gab die französische Innenministerin Michèle Alliot-Marie am Dienstag in Paris bekannt.

In Frankreich gab es vor und während des jüngsten Castor-Transports von der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague in das niedersächsische Zwischenlager Gorleben mehrere Anschläge auf Bahnstrecken. Dabei wurden zumeist Hakenkrallen in die Oberleitungen von TGV-Zügen gehängt, um diese zu beschädigen. Ähnliche Anschläge gegen den Personenverkehr hatte es in Deutschland in den vergangenen Jahren im Umfeld der Castor-Transporte gegeben.

"Wir stellen fest, dass diese ultra-linke Bewegung Verbindungen mit fünf europäischen und anderen nichteuropäischen Ländern hat", sagte Alliot-Marie. Sie nannte dabei in Europa außer Großbritannien, Belgien, Italien, Griechenland auch Deutschland. Die Innenministerin ging aber nicht auf eine Frage zum Zusammenhang mit dem jüngsten Castor-Transport ein, der am Freitag Richtung Deutschland gestartet war und am Dienstag das Zwischenlager Gorleben erreicht hat.

In Frankreich fanden nach Polizeiangaben Hausdurchsuchungen in Paris, Rouen, Corrèze und Tarnac statt. Die mutmaßlichen Täter, die in dem zentralfranzösischen Dorf Tarnac einen Bauernhof und ein Lebensmittelgeschäft betreiben, wurden laut Alliot-Marie seit einigen Monaten beschattet und abgehört.

Allein am Samstag hatte in Frankreich ein Anschlag auf Hochgeschwindigkeitsstrecken zu Verspätungen von 150 Zügen geführt. In der Nacht zum Montag fuhr zudem ein TGV-Zug in Südfrankreich bei Narbonne auf zwei Betonblöcke. Unter den mehr als hundert Fahrgästen gab es keine Verletzten, der Zug wurde nur leicht beschädigt. Es war bereits der fünfte derartige Vorfall in drei Wochen.

Die Regierung und die Bahngesellschaft SNCF hatten von koordinierten Aktionen gesprochen. Nur jemand, der mit der Technik von Hochgeschwingkeitszügen vertraut sei, könne einen solchen Sabotageakt durchführen. SNCF-Chef Guillaume Pepy ebenso wie Bahngewerkschaften zeigten sich erleichtert, dass die Anschläge nun offenbar nicht auf das Konto von Bahn-Mitarbeitern gingen, wie es zu Beginn der Ermittlungen vermutet worden war.

Der Gleisnetzbetreiber RFF hatte noch am Wochenende erklärt, bei den Anschlägen handele es sich sehr wahrscheinlich um "reinen Vandalismus". Medien hatten hingegen an Anschlagsserien bei früheren Arbeitskonflikten erinnert. Die Bahn ist derzeit mit Streiks gegen eine Arbeitszeitreform konfrontiert.

 

copy/paste: http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,589664,00.html