AFP: Autonome in Frankreich wegen Bahnanschlägen in U-Haft

Nach Anschlägen auf die französische Bahn während des Castor-Transports nach Gorleben hat die Pariser Justiz gegen neun Verdächtige Ermittlungen wegen Terrorismusverdachts eingeleitet. Fünf mutmaßliche Mitglieder einer „unsichtbare Zelle“ genannten Autonomen-Gruppe wurden in Untersuchungshaft genommen, wie ihre Anwälte in der Nacht in Paris miteilten. Unter ihnen ist der mutmaßliche Kopf der Gruppe, der 34 Jahre alte ehemalige Soziologiestudent Julien C. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. Laut dem „Focus“ stand er nach Berliner Staatsschutzinformationen in engem Kontakt mit Castor-Gegnern in Deutschland.
In Frankreich gab es vor und während des jüngsten Atommüll-Transports von der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague nach Gorleben eine Serie von Anschlägen auf Bahnstrecken. Dabei wurden Hakenkrallen in die Oberleitungen von TGV-Hochgeschwindigkeitszügen gehängt und Betonplatten auf die Schienen gelegt. Die Verdächtigen waren am Dienstag bei einer Razzia der Polizei an mehreren Orten Frankreichs festgenommen worden. Das Ermittlungsverfahren bedeutet, dass der zuständige Untersuchungsrichter „schwerwiegende und schlüssige“ Hinweise auf die Schuld der Verdächtigen zwischen 22 und 34 Jahren sieht; ob es zu einer Anklage kommt, ist offen.

Julien C. habe sich im Frühjahr in Berlin aufgehalten, berichtete „Focus“ unter Berufung auf den dortigen Staatsschutz. Dabei habe er mit Aktivisten des „Schwarzen Blocks“ Aktionen gegen das für die Atommüll-Transporte bestimmte Schienennetz abgestimmt. Neben Julien C. behielten die französischen Ermittler den angeblichen „harten Kern“ der Gruppe aus vier weiteren Verdächtigen in U-Haft. Zwei junge Frauen werden dabei verdächtigt, direkt an den Aktionen gegen die Bahnstrecken beteiligt gewesen zu sein. Vier weiteren Festgenommenen wird zwar gleichfalls Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen, sie wurden aber unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt.

Laut den Ermittlern lässt sich durch heimlich installierte elektronische Signalgeber in den Autos der Verdächtigen beweisen, dass mehrere von ihnen sich zur Zeit der Anschläge in der Nähe der Bahnstrecken aufhielten. Zudem wurde bei Hausdurchsuchungen Karten mit dem französischen Bahnnetz und Flugblätter der autonomen Szene entdeckt. Direkte Beweise wie Fingerabdrücke oder DNA-Spuren gibt es aber nicht. Die Anwälte der Verdächtigen sprachen von „vollkommen überzogenen“ Vorwürfen und dem Versuch, „die Äußerung politischer Meinungen zu kriminalisieren“.

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