Diesen Sommer trafen sich 200 Leute für eine Woche in Tarnac. Aus ihren Diskussionen entstand, unter anderem, folgende Erklärung
Er steht auf und sagt: „Aufstandsbekämpfung ist nicht nur die Einsatzdoktrin der westlichen Armeen in Afghanistan, sie ist die eigentliche Natur jeder Regierung. Das In-Umlauf-Bringen von diesem oder jenem Element der Sprache, des Urbanismus, der organisierten Zerstreuung, der Fabeln der Wirtschaft, alles entspringt der Befürchtung, die Kontrolle über die Bevölkerungen zu verlieren.“ Sie antwortet: „Bei uns hat die Regierung derart Angst, dass die Leute in der Krise anfangen, sich selbst zu organisieren, dass sie die Arbeitslosen zwingt kostenlose Fahrradwerkstätten zu betreiben, gebrauchte Gegenstände zu recyclen und mit der Polizei zu patrouillieren. Das Gebiet wird präventiv besetzt.“
Einige Stunden danach, eine Ofenladung Brot später, ein weiterer: „Was mich seit dem Herbst 2008 erstaunt, ist, dass eine solche Krise des Kapitalismus bis heute so wenig Bewegungen hervorgebracht hat. Vor zehn Jahren gab es eine ganze „Anti-Globalisierungs-Bewegung“, die das System angriff, als es ihm noch gut ging, und jetzt, da alles dieser Bewegung Recht gibt, gibt es nichts, was sich erhebt und so weniges, das versucht wird. Dass jeder sich in diesen Momenten an seiner bedrohten sozialen Stellung festklammert ist nachvollziehbar, nicht aber, dass Militante und Aktivisten sich bequem in ihrer minoritären sozialen Rolle einrichten, dass sie, anstatt sich mit ihrer plötzlichen Lähmung auseinanderzusetzen, lieber denken, dass alles ihnen Recht gibt und dass sie nur damit fortfahren müssen, ihre radikale Haltung auf spezialisierten Webseiten weiter zu verfeinern oder auf der Terrasse angesagter Kneipen an ihrem Bier zu nippen. Das genau kann ich echt nicht fassen.“
Eine andere: „Es gibt kein Geld mehr, es gibt keine Arbeit mehr. Das einzige, was jetzt zu tun ist, besteht darin, uns die Techniken und Mittel des Überlebens anzueignen, nicht nur, um zu überleben, sondern um zu siegen. Es stimmt, es gibt eine globale Polizei, die bezahlt wird, jene immense Traurigkeit zu beschützen, die den Namen „Wirtschaft“ erhielt und jene Art der Verschwörung der Dummheiten, die „Kapitalismus“ genannt wird. Es ist offensichtlich eine grossangelegte semantische Operation, diejenigen als „Terroristen“ zu bezeichnen, die noch den Mut haben sich international zu treffen, um Antworten zu suchen auf die Fragen, die sich alle Welt stellt. Doch isoliert, jeder für sich alleine. Was kann man tun, um sich nicht von der Politik aushungern zu lassen? Wie können wir die weltweit ineinandergreifende Polizeimaschinerie zerlegen? Man kann uns als Terroristen behandeln, das bringt nichts. Offensichtlich gibt es kein „uns“. Wer immer sich treffen würde, wie wir dieser Tage, würde sich die selben Fragen stellen und käme zweifellos zu den selben Antworten. Zwei Punkte: Auf keinen Fall dürfen wir konstituierende Versammlungen einberufen, es gilt, überall lokale Versammlungen zu schaffen, um den Strukturen und Dispositiven der Macht alles zu entreißen, was das Leben ermöglicht und das sie gefangen halten: Die materiellen Mittel ebenso wie das Vermögen zu kommunizieren, auch die Fähigkeit uns zu verteidigen. Unser Leben ist der Rohstoff ihrer Macht. Wenn wir es zurückholen, wenn wir aufhören um Erlaubnis zu fragen, wenn wir unsere Angelegenheiten selber regeln, wenn wir uns auf Augenhöhe organisieren, um die Abhängigkeiten zu brechen, die uns fertigmachen, kann kein Kampf gegen den herrschenden Wahnsinn mehr auf die Selbstverwaltung des Elends reduziert werden.“
Und dieser da vorne, der gerade angekommen ist: „Wenn man sich die Wirtschafts-Zyklen des Okzident anschaut, stellt man fest, dass sie im Abwechseln von Krise und Aufschwung bestehen, von immer stärkerer Krise und immer schwächerem Aufschwung. Der aktuelle Zusammenbruch ist nicht den Umständen geschuldet, er ist nachhaltig.“
Und sie, die am letzten Tag sagt: „Wir müssen ein Kommunique schreiben, um all denen in der Welt, die nicht resignieren vor dem Horizont des Desasters, zu sagen, dass wir uns getroffen haben, dass wir uns nicht der Angst ergeben, dass die Einschüchterungskampagnen die unter dem Deckmantel des Anti-Terrorismus ggeführtwerden, sich letzten Endes in der Groteske verlieren, dass es an der Zeit ist, jede defensive Position zu verlassen.“Es ist eine seltsame Versammlung. Zweihundert Menschen, Leute von überall, von überall in Europa und von weiter her noch. Schwer zu sagen, was sie gerade dort zusammenführt, in Tarnac, für diese Woche der Arbeiten, der Diskussionen in allen möglichen Sprachen und des Feierns, für diese Woche gemeinschaftlichen Lebens, eifrig, beschwipst und voller Freude. Man muss ein bisschen verrückt sein, unerschütterliches Vertrauen haben in die Zukunft der Revolte oder komplett scheißen auf die Machenschaften der Polizei, um zu entscheiden sich dort zu treffen, an einem der verbranntesten Orte Frankreichs, und sich dort ernsthaft über revolutionäre Möglichkeiten der Gegenwart auszutauschen. Das ist es also, was wir gemacht haben. Wir wissen, dass eine neue Welle von Verhaftungen vorbereitet wird unter jenen, die Nachrichtendienste und schlecht informierte Leute „l’ultra-gauche“ [~ die Linksextremisten] nennen. Wir lassen uns weder in die Klandestinität noch in die Harmlosigkeit drängen. Unsere Beweggründe sind in allen Köpfen, und unsere Bestrebungen in allen Herzen.
Einige Stunden danach, eine Ofenladung Brot später, ein weiterer: „Was mich seit dem Herbst 2008 erstaunt, ist, dass eine solche Krise des Kapitalismus bis heute so wenig Bewegungen hervorgebracht hat. Vor zehn Jahren gab es eine ganze „Anti-Globalisierungs-Bewegung“, die das System angriff, als es ihm noch gut ging, und jetzt, da alles dieser Bewegung Recht gibt, gibt es nichts, was sich erhebt und so weniges, das versucht wird. Dass jeder sich in diesen Momenten an seiner bedrohten sozialen Stellung festklammert ist nachvollziehbar, nicht aber, dass Militante und Aktivisten sich bequem in ihrer minoritären sozialen Rolle einrichten, dass sie, anstatt sich mit ihrer plötzlichen Lähmung auseinanderzusetzen, lieber denken, dass alles ihnen Recht gibt und dass sie nur damit fortfahren müssen, ihre radikale Haltung auf spezialisierten Webseiten weiter zu verfeinern oder auf der Terrasse angesagter Kneipen an ihrem Bier zu nippen. Das genau kann ich echt nicht fassen.“
Eine andere: „Es gibt kein Geld mehr, es gibt keine Arbeit mehr. Das einzige, was jetzt zu tun ist, besteht darin, uns die Techniken und Mittel des Überlebens anzueignen, nicht nur, um zu überleben, sondern um zu siegen. Es stimmt, es gibt eine globale Polizei, die bezahlt wird, jene immense Traurigkeit zu beschützen, die den Namen „Wirtschaft“ erhielt und jene Art der Verschwörung der Dummheiten, die „Kapitalismus“ genannt wird. Es ist offensichtlich eine grossangelegte semantische Operation, diejenigen als „Terroristen“ zu bezeichnen, die noch den Mut haben sich international zu treffen, um Antworten zu suchen auf die Fragen, die sich alle Welt stellt. Doch isoliert, jeder für sich alleine. Was kann man tun, um sich nicht von der Politik aushungern zu lassen? Wie können wir die weltweit ineinandergreifende Polizeimaschinerie zerlegen? Man kann uns als Terroristen behandeln, das bringt nichts. Offensichtlich gibt es kein „uns“. Wer immer sich treffen würde, wie wir dieser Tage, würde sich die selben Fragen stellen und käme zweifellos zu den selben Antworten. Zwei Punkte: Auf keinen Fall dürfen wir konstituierende Versammlungen einberufen, es gilt, überall lokale Versammlungen zu schaffen, um den Strukturen und Dispositiven der Macht alles zu entreißen, was das Leben ermöglicht und das sie gefangen halten: Die materiellen Mittel ebenso wie das Vermögen zu kommunizieren, auch die Fähigkeit uns zu verteidigen. Unser Leben ist der Rohstoff ihrer Macht. Wenn wir es zurückholen, wenn wir aufhören um Erlaubnis zu fragen, wenn wir unsere Angelegenheiten selber regeln, wenn wir uns auf Augenhöhe organisieren, um die Abhängigkeiten zu brechen, die uns fertigmachen, kann kein Kampf gegen den herrschenden Wahnsinn mehr auf die Selbstverwaltung des Elends reduziert werden.“
Und dieser da vorne, der gerade angekommen ist: „Wenn man sich die Wirtschafts-Zyklen des Okzident anschaut, stellt man fest, dass sie im Abwechseln von Krise und Aufschwung bestehen, von immer stärkerer Krise und immer schwächerem Aufschwung. Der aktuelle Zusammenbruch ist nicht den Umständen geschuldet, er ist nachhaltig.“
Und sie, die am letzten Tag sagt: „Wir müssen ein Kommunique schreiben, um all denen in der Welt, die nicht resignieren vor dem Horizont des Desasters, zu sagen, dass wir uns getroffen haben, dass wir uns nicht der Angst ergeben, dass die Einschüchterungskampagnen die unter dem Deckmantel des Anti-Terrorismus ggeführtwerden, sich letzten Endes in der Groteske verlieren, dass es an der Zeit ist, jede defensive Position zu verlassen.“Es ist eine seltsame Versammlung. Zweihundert Menschen, Leute von überall, von überall in Europa und von weiter her noch. Schwer zu sagen, was sie gerade dort zusammenführt, in Tarnac, für diese Woche der Arbeiten, der Diskussionen in allen möglichen Sprachen und des Feierns, für diese Woche gemeinschaftlichen Lebens, eifrig, beschwipst und voller Freude. Man muss ein bisschen verrückt sein, unerschütterliches Vertrauen haben in die Zukunft der Revolte oder komplett scheißen auf die Machenschaften der Polizei, um zu entscheiden sich dort zu treffen, an einem der verbranntesten Orte Frankreichs, und sich dort ernsthaft über revolutionäre Möglichkeiten der Gegenwart auszutauschen. Das ist es also, was wir gemacht haben. Wir wissen, dass eine neue Welle von Verhaftungen vorbereitet wird unter jenen, die Nachrichtendienste und schlecht informierte Leute „l’ultra-gauche“ [~ die Linksextremisten] nennen. Wir lassen uns weder in die Klandestinität noch in die Harmlosigkeit drängen. Unsere Beweggründe sind in allen Köpfen, und unsere Bestrebungen in allen Herzen.
Aus der Tiefe der Scheune fügt eine Stimme hinzu: „Ihr bekämpft uns, ihr stärkt uns. Ihr bekämpft uns nicht, wir stärken uns. Herren der Welt, ihr seid durch.“
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